Metin Akyürek ist Anwalt. Seine Eltern sind im Zuge des Gastarbeitersystems 1972 nach Österreich gekommen. Er selbst ist in Oberösterreich geboren und aufgewachsen. Besonders gut war in der Schule nicht - das hat sich aber zu Beginn seines Jusstudiums geändert. Auf die Frage warum er Jura studiert hat, antwortet Metin emotional. Er hasst Ungerechtigkeiten und weil viele Menschen, die damals nach Österreich gekommen sind und vieles geleistet haben, oft sehr unfair behandelt wurden. Und auf die Frage, ob es attraktiv ist im Jahr 2023 nach Österreich zu kommen, ist seine Antwort eher pragmatisch...
Stellen wir uns folgende Geschichte vor: Deine Eltern kommen 1972 als Gastarbeiter nach Österreich, arbeiten hier und bekommen ein Gehalt, das sehr jenseitig ist. Damals sehr usus, heute undenkbar.
Dann passiert folgendes Szenario: Die ältere Schwester wird von einem betrunkenen Fahrer angefahren und die Familie wird von einem Anwalt vertreten, der damals viel zu viel und zu unrecht verdient hat.
Diese Geschichten war Anlass für Metin Akyürek Jura zu studieren, um gegen Ungerechtigkeiten vorzugehen. Seine Geschichte ist eine für viele MigrantInnenkinder, sehr typische. Er ist in Oberösterreich geboren, war kein Musterschüler, dennoch hat er Jus erfolgreich abgeschlossen, arbeitet heute als Anwalt und ist zudem auch Unilektor.
Bereits in seiner Kindheit war er von Multikulturalität geprägt - afghanische, serbische und österreichische Freunde und Nachbarn gingen bei der Familie Akyürek ein und aus. "Es hat mir gefallen, dass viele Sprachen gesprochen wurden." Heute sieht Metin das anders. Er ist der Meinung, dass Österreich nicht offen ist für Mehrsprachigkeit. Seiner Meinung nach, sollte der Staat die Muttersprache fördern. Sprachwissenschaftler sind übrigens auch der Meinung, dass zuerst die Muttersprache gefestigt werden soll, bevor es eine weitere Sprache spricht.
Auch die Vielfalt in Österreich kommt nacht Metin Akyürek etwas zu kurz. "Heute wird Vielfalt nur noch als Problem gesehen und nicht als Chance."
Und da am 14. Mai 2023 die Präsidentschaftswahlen in der Türkei stattfinden, hat Eser Akbaba mit dem Wiener Anwalt noch über die Doppelstaatsbürgerschaft gesprochen.